Ein deutsches Grundsatzproblem

Written By limadu on Jumat, 19 April 2013 | 22.25

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Rudi Völler hat in unserem Land einen schweren Defekt ausgemacht. Beheben lässt er sich nur mit Reformen nach englischem Vorbild.

Dieser Moment, wenn jemand festhält, dass wir in Deutschland bei dieser Sache ein grundsätzliches Problem haben.

Es ist ein etwas trauriger Moment, muss man doch als handelsüblicher Debattenteilnehmer an diesem Punkt Abschied nehmen von der Diskussion.

Weil man an dieser Stelle merkt, dass man es mit einem global denkenden Geist zu tun hat, dessen Blick über die deutschen Staatsgrenzen in unseren Köpfen weit hinausreicht.

Einem solchen global denkenden Geist widersprechen kann man nicht. Das wäre eine dieser typisch deutschen Unarten.

Eine Idee, auf die in anderen Ländern - Ländern ohne grundsätzliche Probleme - kein Mensch, aber auch wirklich und handgezählt kein Mensch kommen würde.

"Wir haben ja in Deutschland das grundsätzliche Problem", hat Rudi Völler soeben festgestellt.

Und das grundsätzliche Problem in Deutschland ist tatsächlich eines, das grundsätzlicher nicht mehr geht. Es geht um das Problem, "dass wir bei jeder kleinen Gelegenheit den Ball ins Aus schießen - selbst wenn sich jemand den Fußnagel umgebogen hat".

Eine Schockdiagnose, die aber zum Glück die Medizin gleich mitliefert. Eine Medizin aus anderen Ländern - Länder ohne grundsätzliche Probleme -, versteht sich: "In England", weiß Völler nämlich zu berichten, "hätten sie denjenigen entlassen, der den Ball ins Aus schießt."

Ein richtiger und wichtiger Weg, ein grundsätzliches Problem zu umgehen. Aber, und das darf man nicht vergessen, ein Weg, den sich das Land unter gewaltigen gesellschaftlichen Anstrengungen erarbeitet hat.

Noch in den siebziger Jahren, man macht sich davon heute keinen Begriff mehr, war England im Würgegriff mächtiger und maßloser Spielergewerkschaften, auf deren Geheiß der Ball bei jeder kleinen Gelegenheit, in der sich ein gegnerischer Spieler den Fußnagel umgebogen hat, ins Aus geschossen wurde.

Ein Irrwitz, der bezahlt wurde mit langwierigen Nachspielzeiten, stockendem Wirtschaftswachstum und zweistelligen Inflationsraten. England galt mit Recht als der fußnagelkranke Mann Europas.

Bis die kürzlich verstorbene Premierministerin Margaret Thatcher kam, mit eisernem Beharrungswillen einen knallharten Reformkurs fuhr und den englischen Fußball mit einem Big Bang von seinen selbst auferlegten Fesseln befreite.

Freilich: Große soziale Verwerfungen waren Begleiterscheinung des radikalen Reformkurses.

Regelrechte Verachtung dafür regt sich bis heute unter renommierten Künstlern, Filmemachern und Intellektuellen wie Joseph Anthony Barton, der wegen seiner Überzeugung, dass der Ball bei jeder kleinen Gelegenheit, in der sich ein gegnerischer Spieler den Fußnagel umgebogen hat, ins Aus geschossen werden muss, inzwischen nach Frankreich emigriert ist - und der die Urheberin des für ihn so fatalen Kulturwandels noch nach ihrem Tode in einem Essay auf der Gelehrtenplattform Twitter als "alte Hexe" bezeichnete.

Verständliche Kritik, bei der aber eines nicht vergessen werden darf: Die Erfolgsgeschichte des englischen Fußballs, der wirtschaftliche Boom, das Anlocken milliardenschwerer Investoren, nichts davon wäre möglich gewesen, wenn nicht jeder englische Fußballer, der den Ball bei jeder kleinen Gelegenheit ins Aus schießt, entlassen worden wäre.

Und die Bundesrepublik sollte bei allem Jubel darüber, das vermeintlich coolste Land der Welt zu sein, diese so drängende wie schmerzhafte Reform noch vor ihr liegt.

Umso wichtiger, dass es die eiserne Käthe hat, die den Finger in diese Wunde legt.

Anstatt bei ihrem Anblick – wie alle anderen Deutschen es getan hätten - den Ball gleich ins Aus zu schießen.


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