Karriereende? Heynckes reagiert genervt

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Im scheidenden Bayern-Coach rumort es, nicht nur der gekippte Zeitplan stört ihn gewaltig, trotzdem lobt er Nachfolger Guardiola.

Vom FC Bayern berichten Mathias Frohnapfel und Christian Ortlepp

München - Ins Kreuzverhör ließ sich Jupp Heynckes nicht nehmen.

Doch im Bayern-Trainer brodelte es - trotz aller Routine.

Zwar achtete der 67-Jährige auf jedes Wort, als er vor dem Rückrundenstart gegen Greuther Fürth (Sa., ab 15 Uhr im LIVE-TICKER) über seinen Abschied beim FCB im Sommer und Nachfolger Pep Guardiola sprach.

Dass ihm der Ablauf der vergangen Tage ungefähr so nervte wie ein Abwehrpatzer in den Schlussminuten, war unübersehbar.

Heynckes angespannt

"Lassen Sie mich doch erstmal ausreden", meinte Heynckes einmal, mehrmals schien er sich über eine Frage wie über einen persönlichen Angriff zu ärgern.

Vor allem ein Fakt schien Heynckes zu stören.

"Jupp Heynckes beendet seine Karriere zum Saisonende" hatten die Münchner in der Pressemitteilung am Mittwoch etwas voreilig getitelt und im Text konkretisiert, dass Heynckes "wohl" seine Laufbahn beende.

"Möchte Entschluss selbst verkünden"

Dazu stellte der Coach fest:

"Ich möchte meinen Entschluss selbst verkünden, wir haben noch ein halbes Jahr Zeit, ich mag so etwas Endgültiges nicht."

Monatelang hatten er und die Bayern-Bosse eisern zum Thema geschwiegen, den März nannten Heynckes und Sportvorstand Matthias Sammer noch Anfang Januar als quasi sakrosankten Moment der Verkündigung.

Barca-Fans wünschen Guardiola alles Gute

Hinweis auf Klub-Bosse

"Die Ereignisse haben sich überschlagen", meinte Heynckes zum geänderten Vorgehen. Und: "Da müssen Sie die Klub-Verantwortlichen fragen."

Erst am Donnerstagmorgen sprachen er und Karl-Heinz Rummenigge mit den Spielern, die waren schon am Tag zuvor via SMS von der Team-Managerin kurzfristig unterrichtet worden.

Immerhin: die Reaktion der Truppe gefiel dem strengen Fußballlehrer, das anschließende Training bezeichnete er als "super" und überhaupt gibt es aus seiner Sicht "keine Bedenken", dass die Mannschaft jetzt nachlasse.

Heynckes wusste von Trainersuche

Bekanntermaßen gestaltet sich das Verhältnis zwischen FCB-Klubführung und Heynckes enger, als es gemeinhin zwischen Klubbossen und Trainern ist.

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10 Fragen zum FC Bayern München

Doch trotz der Sympathie zwischen Präsident Uli Hoeneß und seinem früheren Nationalteamkollegen Heynckes ist Hoeneß als Aufsichtsratsvorsitzender in erster Linie Heynckes' oberster Chef.

Über die Trainersuche war der aktuelle Coach also "informiert", allerdings nicht involviert, wie er mit kräftigem Kopfschütteln deutlich machte.

Wer wann über welchen Schritt informiert war und wann Heynckes und der Klub sich entschieden haben, lässt ja Raum für Fragen, die von der Säbener Straße bis zu Hoeneß' Domizil am Tegernsee reichen.

Hoeneß bringt Trainer in Bredouille

"Er hätte, glaube ich, noch ein Jahr weitergemacht, wenn wir richtig Druck gemacht hätten", ließ Bayerns Präsident im "ZDF" wissen.

Damit brachte er den Weggefährten in die Zwickmühle und zeigte zudem, dass Bayern trotz allen Lobs für Heynckes diesen Druck eben nicht machte.

"Sie kennen mein Verhältnis zu Uli Hoeneß, er war sehr früh über meinen Entschluss informiert, ich habe gesagt, wenn ihr keine adäquate Alternative findet, mache ich weiter", kommentierte Heynckes.

Auf SPORT1-Nachfrage, ob er denn ohne diese Alternative einen neuen Vertag in München angenommen hätte, meinte er: "Die Frage stellt sich nicht."

Hoeneß habe sich etwas unglücklich geäußert, "aber was soll's".

Erster Kontakt zu Guardiola vor zwei Jahren

Bayerns Charakterkopf ist nach dem Coup mit Guardiola in Plauderlaune und hatte mit Blick auf Heynckes zugegeben: "Wir sind ihm dankbar, dass er kein Theater gemacht hat."

Und bei "sky" verriet Hoeneß, dass es den ersten Kontakt zum früheren Trainer des FC Barcelona bereits beim Audi Cup vor zwei Jahren gegeben habe.

"Da ging Guardiola in der VIP-Lounge an uns vorbei und meinte: I can imagine to work for this club." ( BERICHT: "Ein Trainer, kein Superstar")

Heynckes mühte sich, den Rekordmeister die Freude an der Sensationsverpflichtung nicht allzusehr zu trüben.

"Ein Klub wie der FC Bayern muss mittelfristig perspektivisch denken und handeln, ich finde es gut, wenn es einen Generationswechsel gibt."

Sein eigener Entschluss die Münchner zu verlassen, habe bereits in der "Sommerpause Form angenommen".

Bayern-Trainer unter Hoeneß

Pal Csernai

01.03.1979 - 16.05.1983

Reinhard Saftig

17.05.1983 - 30.06.1983

Udo Lattek

01.07.1983 - 30.06.1987

Jupp Heynckes

01.07.1987 - 08.10.1991

Sören Lerby

09.10.1991 - 10.03.1992

Erich Ribbeck

11.03.1992 - 27.12.1993

Franz Beckenbauer

28.12.1993 - 30.06.1994

Giovanni Trapattoni

01.07.1994 - 30.06.1995

Otto Rehhagel

01.07.1995 - 27.04.1996

Franz Beckenbauer

29.04.1996 - 30.06.1996

Giovanni Trapattoni

01.07.1996 - 30.06.1998

Ottmar Hitzfeld

01.07.1998 - 30.06.2004

Felix Magath

01.07.2004 - 31.01.2007

Ottmar Hitzfeld

01.02.2007 - 30.06.2008

Jürgen Klinsmann

01.07.2008 - 27.04.2009

Jupp Heynckes

27.04.2009 - 30.06.2009

Louis van Gaal

01.07.2009 - 09.04.2011

Andries Jonker

10.04.2011 - 30.06.2011

Jupp Heynckes

01.07.2011 - 30.6. 2012

Pep Guardiola

ab 1. Juli 2013

Schweres Erbe?

Guardiola übernehme ein bestelltes Feld, sagte Heynckes und verwies so indirekt auch auf die eigenen Verdienste.

"Ich weiß, warum Pep Guardiola sich für FC Bayern entschieden hat, Bayern ist nach Barcelona die am besten strukturierteste Mannschaft Europas."

Geht Heynckes womöglich mit dem Triple im Gepäck, dürfte das Erbe für seinen Nachfolger gewaltig sein.

Die Reporter und Kameraleute stimmte "Don Jupp", 1998 mit Real Madrid Champions-League-Sieger, gleich zur Begrüßung auf spanische Zeiten in München-Harlaching ein. "Buenos dias a todos" ("Guten Tag allerseits"), meinte Heynckes.

Die vorgeblich gute Laune hielt nicht lange an.

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